Welpenspielstunden

Ein Welpentreffen wäre sinnvoll, wenn keine größeren Ansprüche von Welpen verlangt werden, die sie überfordern könnten. Die dabei anwesenden Welpen sollten sich in etwa fast gleichem Alter befinden, unbefangen auf einer Wiese spielen, toben und sich testen können unter Aufsicht des Kursleiters. Seine fachliche Beobachtung lässt ihn frühzeitig erkennen, ob und wann er bei unerwünschtem Verhalten intervenieren muss. Außerdem soll ein Kursleiter als Fachmann in der Lage sein, die vielen Fragen von Kursteilnehmern zu beantworten und fachliche Beratung geben als wichtigen Bestandteil der Welpenspielstunde.

Erwachsene Hunde sollen beim Welpentreff nicht anwesend sein, weil diese bewusst oder unbewusst das freie Spiel der Welpen beeinflussen und Hemmungen verursachen können. Viele neue Welpenbesitzer (Ersthundehalter) sind oft schon vor Erwerb ihres Welpen oder sobald sie ihn abgeholt und zu Hause haben, auf der Suche nach einer Welpenspielstunde „um nichts zu versäumen bei dessen weiteren Entwicklung“. Dieser Gedanke kommt nicht von Ungefähr, sondern ist leider eine etablierte Tatsache auf Grund falscher Beratung einiger Hundeschulen und manchen jungen Tierärzten, die keine Erfahrung und Kenntnisse im Hundewesen haben. In diesem Sinne möchte ich alle neuen Welpenbesitzer mit diesem Artikel nachdenklich stimmen, um sich etwas mehr Zeit für den schnellen Eintritt in eine Welpenspielstunde zu nehmen, weil der Welpe tatsächlich so schnell nichts versäumt - im Gegenteil: er gewinnt dafür an Vertrauen, Sicherheit und Bindung zu seiner neuen Person oder „Familie“ als Schutzbefohlener, wenn er nur genügend Zeit hat, sich eingewöhnen zu können.

Diverse Hundeschulen, die Welpentreffen veranstalten, benutzen unterschiedliche Bezeichnungen dafür wie:

Welpensozialisierung, Welpenkurse, Welpenschule, lustige Welpenspielstunden, Welpenprägetage, Welpenerziehung, Hundekindergarten, Welpenaufbaukurse, …. und viele beginnen mit Welpen ab der 8. Lebenswoche bis … ?

Ab wann wird tatsächlich aus dem Säugling ein Welpe? Ab wann aus dem Welpen ein Junghund?

Die Trächtigkeit der Hündin dauert durchschnittlich 63 Tage und die Neugeborenen sind Säuglinge, die nicht unbedingt deutlich wie Hunde aussehen. Nach seiner Geburt durchläuft der künftige (werdende) Welpe verschiedene Entwicklungsphasen.

1. und 2. Woche: - Vegetative Phase

In dieser Phase sind Augen und Gehörgänge noch geschlossen. Der Geruchsinn ist für seine Bedürfnisse gut entwickelt. Ab circa dem 10. Lebenstag öffnen Saugwelpen ihren Augen, etwas später die äußeren Gehörgänge.

3. Woche: - Übergangsphase… .

Äußere Gehörgänge und Liedspalten öffnen sich, sehen kann der Säugling aber noch undeutlich. Die Wahrnehmungsfähigkeit mit den Augen beginnt erst mit dem 17. – 18. Lebenstag. Dasselbe trifft für das Gehör zu. Jetzt wird er bewusster gegenüber seinen Wurfgeschwistern und seiner Umgebung.

4. – 7. Woche: - Prägungsphase

Augen, Nase und Ohren sind nun voll entwickelt. Der werdende Hund macht jetzt seine ersten Erfahrungen mit Umwelt (Menschen, Geräuschen, optischen Eindrücke etc.) Zwischenzeitlich nimmt er schon feste Nahrung zu sich.  Im Spiel mit seinen Wurfgeschwistern findet er seinen sozialen Rang und lernt erste Möglichkeiten und Grenzen kennen. In dieser Zeit prägt sich seine Persönlichkeit. Ab der 7. Woche wird er zum aktiven Welpen.

8. – 12. Woche: - Sozialisierungsphase

Der Säugling hat sich zum Welpen entwickelt: der beginnt seine Umwelt zu entdecken und sich in seiner Rangordnung zu festigen, sammelt Erfahrungen und prägt sich fürs Leben.

Der 8-wöchige Welpe kann nun auf eine Wiese in nahem Umkreis von seinem neuen zu Hause gebracht werden, um andere Gerüche- und Bodenbeschaffenheiten zu erkunden. Hier sollte der Welpe auch lernen, sich zu entleeren. Welpen, die sich im Freien nicht veräußern und lieber zu Hause ihre kleinen und größeren Geschäfte erledigen, sind noch unsicher mit ihrer Außenwelt und bedeutet, dass sie Stress haben.

Draußen sollte der Welpe oft in den Armen getragen werden, um ihm ein sicheres Geborgenheitsgefühl zu geben. Kontaktaufnahmen mit fremden Hunden, soweit es sich um gutmütige ältere Hunde handelt, sind erlaubt. Im speziellen aber sollten Kontakte mit triebstärkeren und aufdringlichen Junghunden vermieden werden. Zu vermeiden ist jegliche potenzielle negative Erfahrung, die den Welpen in diesem Sinne beeinflussen könnte. Mit einem Alter von 8 bis 9 Wochen reagiert der Welpe bei unbekannten Ereignissen in fremder Umgebung  unsicher und ist dann auf natürliches Fluchtverhalten eingestellt. Der Welpe wird mit der Erkundung seiner Umgebung nach und nach sicherer, wenn er dabei nicht schlechte Erfahrung macht. Negativ bedeutet auch, wenn er in diesem Alter zu lange draußen sein muss, dass Erlebtes im anschließenden Schlaf nicht mehr verarbeiten kann (Überreizung).

Die genauere Definition der Lebensentwicklungsphase (Biorhythmus) des Welpen zum Junghund kann unterschiedlich verlaufen auf Grund der künftig zu erreichenden Körpergröße des einmal erwachsenen Hundes und der Rassezugehörigkeit (Rassentyp, Mischlingstyp). Daher ist die neue Regelung im Tierschutzgesetz mit der letzten Formulierung über die Züchterabgabe von Welpen erst ab der 8. Lebenswoche zu begrüßen und generell eine Trennung von Muttertier und Geschwistern nicht unter der 8. Lebenswoche. Seriöse Züchter wissen seit eh und je, dass Welpen unter 8 Wochen zu klein und unsicher sind, um sie abzugeben. Trotz dem wurde bis vor kurzem in manchen „Fachbüchern propagiert“ und manche Hundeschulen, die sich selbst als „Neue- oder- Moderne- oder Artgerechte- Hundeschule“ bezeichnen, empfahlen: „Welpen so früh als möglich vom Züchter zu holen, um auf die Umwelt prägen zu lassen, so früh als möglich zu Welpenspielstunden zu gehen…“.  Damit wurden unzählige Hundewelpen psychisch gestört, weil deren Besitzer solchen „Fachlichen Beratungen“ folgten. Wer dabei verdient hat, ist unschwer zu erraten - mit dabei manche „Hundepsychologen“ unter Anderem „frischgebackene“  Tierärzte. Und immer noch werden heute Welpenspielstunden abgehalten mit Welpen im Alter von 8 Wochen zusammen mit bis zu 9 Monate alten Junghunden. Bei solchen oder ähnlichen Hundeschulen sind auch oft gutmütige erwachsene Hunde bei der Welpenspielstunde Willkommen, weil diese nach der Vorstellung der Kursleiter die Welpen nach Hundeart erziehen und sozialisieren sollen. Jedem qualifizierten Hundefachmann bzw. Hundeausbilder sträuben sich bei solchen Durchführungen von Welpenspielstunden die Haare: denn bei dem noch zu kleinen Welpen, der zudem Trennungsprobleme von seinem Ursprungsrudel und die Eindrücke in seinem neuen zu Hause zu verarbeiten hat, ist in einem fremden Hunderudel alleingelassen ohne Vertrauen zu seiner neuen „Bezugsperson“, allein gelassen mit triebstarken körperlich und mental überlegenen Junghunden ohne Sicherheit und Halt.  Oft verlangt der Trainer solcher Hundeschulen vom Besitzer, sich nicht einzumischen, denn: „die Hunde regeln das untereinander!“. Ein zu junger Welpe prägt sich dabei ungute Gefühle bis hin zu Angst, wird gehemmt, verliert das Vertrauen zu seiner neuen Bezugperson und wird, wie erwünscht, von fremden Hunden erzogen. Oft endet das Wesen des Hundes, der solche negativen Erfahrungen hinter sich hat, im Verhalten als „Angstbeißer“. Vorsicht ist auch geboten vor Hundeschulen, die eine „Erziehungs-Ausbildung“ oder gar Ausbildung von Welpen versprechen. So etwas ist artfremd. Tatsächlich existieren Hundeschulen, die Welpenkurse mit Ausbildung zum VDH- anerkannten Hundeführerschein und zur Begleithundeprüfung anbieten. Diejenigen, die so eine Ausbildung an Welpen propagieren, haben mit Sicherheit keine Ahnung, um was es hier geht, wissen auch nicht, welch tatsächliche Leistung von Hund und Halter erwartet würde. Solche „Trainer“ haben nie selbst einen Hund ausgebildet. Die Vorstellung einer Ausbildung zum anerkannten Begleithund mit Welpen zu erlangen, ist nicht nur unmachbar, sondern Tierschutzrelevant. Zur Information: das vom VDH zugelassene Mindestalter eines Hundes zum Ablegen einer Begleithundeprüfung beträgt 15 Monate. Zitat: Lieber keine Welpenspielstunde als eine mit solchen Vorstellungen.  Andere Hundeschule meinen es gut, wenn Welpen mit Geräten, Tunnelschläuchen konfrontiert werden. Sie wecken und fördern dabei unbewusst frühzeitigen Ehrgeiz bei deren Besitzern, der bei Welpen Spannungen hervorrufen kann. Ein Welpe, der gelernt hat, in eine unbekannte Röhre zu schlüpfen, setzt diese Erfahrung auch ins alltägliche Leben um und die Konsequenzen kann sich vielleicht jeder vorstellen. Meine Frage: - für was soll das gut sein? Hundeschulen mit Wissen und Verstand halten „normale“ Welpentreffen ab und fangen mit Welpen zwischen der elften bis zwölften Lebenswoche an bis der fünfte Lebensmonat erreicht ist (entsprechender Zahnwechsel, Beginn Junghundealter).  Somit sind die Welpen fast alle im gleichen Alter unter sich und können sich mit passenden Spielpartnern messen. Das wahre Ziel gewissenhafter Hundeschulen ist dass Bewahren des Welpenwesens, um es zu formen bis der Welpe zum ausgeglichenen, unbefangenen erwachsenen Hund herangewachsen ist (keine leichte Aufgabe).

Ab dem 5. Lebensmonat: - Junghundphase

Mit etwa 4 Monaten entfernt sich der Welpe immer mehr von seinem Standort beim Spielen. Nähert er sich dem 5. Lebensmonat, spielt er noch gerne die ersten 20 Minuten, die restliche Zeit geht er auf Endeckungsreisen und interessiert sich für entfernte Gerüche und Bewegungen. Ab dem 5. Lebensmonat und im vollen Zahnwechsel befindet er sich in der Übergangsphase zum Junghund. Ab diesem Alter kann der Junghund gezielt auf Erziehung und Unterordnungselemente geprägt werden.

Eure Astrid Cordova